Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in meiner Freizeit paragleite, dann ist die Reaktion immer sehr ähnlich: Die Augen meines Gegenübers weiten sich und es kommt so ein Satz wie: “Das würde ich mich nie trauen.” Oder: “Davor hätte ich viel zu viel Angst.” Angst habe ich auch. Jedesmal wenn ich am Startplatz stehe und mit dem Schirm loslaufe um kurz darauf abzuheben. Aber nur weil man vor etwas Angst hat, heißt das nicht das man es nicht trotzdem tun kann. Das ist so ungefähr die Definition von Mut.
Es geht nie darum furchtlos zu sein. Jeder fürchtet sich vor etwas: Manche vor der Höhe, andere davor Reden zu halten und der ein oder andere hat Angst wie ein Anfänger auszusehen. Ich habe mich früher für einen Angsthasen gehalten und das war ich wohl auch irgendwie. Was ich lange nicht verstand war, dass das mit der Angst OK ist. Du darfst dich nur nicht von den Dingen abbringen lassen, die dein Leben besser machen. Denn wenn uns etwas wichtig ist, dann ist Angst meist eine Begleiterscheinung.
Aber Angst kann auch lähmend sein. Wenn du jemanden wirklich gern hast und den Mund einfach nicht aufbekommst oder du vor einem steilen Abhang stehst und du es nicht schaffst deine Ski hangabwärts zu richten. (Ja, das war ich.) Als ich früher Paragleiter beim Starten zugesehen habe, konnte ich nicht verstehen wie sie das schaffen. Mittlerweile weiß ich, dass man nicht dort oben am Berg anfängt. Man beginnt auf einer flachen Wiese und geht dann auf einen kleinen Hügel. So tastet man sich Schritt für Schritt heran, bis die größte Schlucht auch nur mehr wie ein kleiner Graben aussieht.
Vielleicht ist es genau das was wir uns viel öfter selbst sagen sollten: Du musst nicht am Berg anfangen.