Hast du jemals Vögeln zugesehen kurz bevor ein Gewitter hereinbricht? Als Mensch sieht man wie sich der Himmel dunkel verfärbt und ein kühler, harter Wind zu wehen beginnt. Während wir den Kopf einziehen und irgendwo nach Schutz suchen, haben Vögel andere Pläne.
Sie setzen sich auf die höchsten Baumwipfel und wenn die nächste starke Windböe kommt heben sie ab. Sie nutzen den Wind um sich davontreiben zu lassen. Manche legen ihre Flügel an um wie im Sturzflug noch mehr Geschwindigkeit mitzunehmen und breiten im richtigen Zeitpunkt wieder ihre Flügel auf um sich am nächsten Wipfel niederzulassen. Dort warten sie dann auf die nächste Böe. Es sieht so aus als hätten sie richtig viel Spaß und das ringt mir jedesmal ein Lächeln ab.
Ich frage mich dann immer wie es wohl wäre wenn wir diese Eigenschaft von Vögeln übernehmen würden. Also nicht das Fliegen, sondern wie es wäre jede Herausforderung anzunehmen, die einem entgegen weht. Und trotz des inneren Widerstand selbst die Flügel zu öffnen wenn sich die nächste gute Gelegenheit dazu bietet.
Also ich für meinen Teil weiß wie innerer Widerstand aussieht: Ich hatte schon lange den Wunsch irgendwann in den Bergen zu wohnen und habe mir diesen vor einem halben Jahr erfüllt. Davor habe ich aber mit mir selbst gekämpft. Eine neue Wohnung, ein neuer Job und eine komplett neue Umgebung waren für mich lange eine zu große Herausforderung. Vor allem wenn man vorher all das erst einmal aufgeben muss. Ich habe mich also an meinem Baumwipfel festgehalten, die Windböen vorbeiziehen lassen und den anderen beim Fliegen zugesehen.
Wie du vielleicht aus eigener Erfahrung weißt, ist das kein Platz an dem man gerne verweilt. Man ist mit seinen Gedanken in der Luft und mit seinen Füßen am Boden. Die Entscheidung ist dann eigentlich schon getroffen. Anstatt sich also an seinem Baumwipfel festzuhalten könnte man auch einfach abheben, denn irgendwie sind wir doch alle zum Fliegen geboren.