Seit ich meinen Lebensmittelpunkt 360km in den Westen verlegt habe, werde ich oft gefragt: “Und wie gefällt es dir?” Oder: “Ist es so wie du es dir vorgestellt hast?” Bei solchen Fragen gibt es immer eine gesellschaftlich erwünschte Antwort und dann ist da noch die Wahrheit.
Ich weiß nicht ob du auch schon mal so Momente hattest wo du dir dachtest: “Ich gehöre hier einfach nicht hin.” Es ist schwer zu beschreiben, aber ich hatte dieses Gefühl jahrelang. Irgendwas hat sich einfach nicht richtig angefühlt - als wäre ich am falschen Ort. Dann stehst du morgens auf, fährst in die Arbeit, hast eine schöne Wohnung, einen guten Job und fragst dich trotzdem: “Was mache ich hier eigentlich?” Wenn du dann noch ein paar Bücher über Dankbarkeit liest, weißt du YOU ARE FUCKED.
Dann bist du dir gar nicht mehr sicher ob du wirklich am falschen Ort bist oder du nicht erstmal an deiner Einstellung arbeiten solltest. Denn egal wo du hingehst, dich selbst nimmst du ja immer mit. Also arbeitest du daran dankbarer zu werden. Was grundsätzlich eine tolle Sache ist - immerhin geht es anderen ja viel schlechter und du kommst vielleicht auf den guten Gedanken monatlich zu spenden. Dein Mindset hat sich damit verbessert, aber das Gefühl am falschen Ort zu sein bleibt.
Einer meiner Lieblingsautoren Steven Pressfield beschreibt es als innerer Fluss, dem man folgen muss. Er hat jahrelang mit seiner kreativen Ader gekämpft und nach vielen Umwegen in denen er sein Geld als LKW-Fahrer und Erntehelfer verdient hat, hatte er mit 52 Jahren seinen Durchbruch als Schriftsteller. In seinem Buch “Put your ass, where your heart wants to be” schreibt er: “Und erst als der Schmerz, es nicht zu tun, größer wurde als der eingebildete Schmerz, es zu tun, fand ich irgendwie den Mut, das zu verfolgen, was ich wirklich wollte und wovon ich seit meinem siebten Lebensjahr besessen war.”
Du kannst versuchen gegen deinen inneren Fluss zu schwimmen, aber irgendwie führt dich doch alles wieder in dieselbe Richtung. Wenn ich jetzt in mich hinein höre, dann weiß ich ich bin am richtigen Ort. Ich liebe Tirol, ich liebe die Berge und es fühlt sich so an wie endlich nach Hause zu kommen.